Eine Stimme aus dem Wald. Ein Mensch aus der Vergangenheit. Der Keaberg-Hias ist die fiktive Reinszenierung eines real möglichen Lebens – ein Holzknecht, geboren 1850, gestorben 1915, der in der digitalen Gegenwart als Stimme, als Geist, als Denkfigur auftritt.
Herkunft und frühes Leben
Geboren im Chiemgau, unehelich, vermutlich Sohn einer Sennerin. Aufgewachsen ohne Vater, mit etwa sechs Jahren von der Mutter getrennt – kam zu Verwandten, wo er früh mitarbeitete, aber nie ganz dazugehörte. Schule? Vielleicht ein paar Worte lesen. Schreiben – kaum. Die Welt lernte er durch Arbeit. Nicht durch Bücher.
Arbeit im Wald – Leben in der Partie
Mit 14 aufgenommen in eine Holzerpartie – das war kein Arbeitsplatz, das war ein Leben.
- Die Partie war Familie, Struktur, Stille und Halt.
- Gelebt wurde im Takt der Säge. Geschwiegen, wenn es nichts zu sagen gab.
- Verlässlichkeit war mehr wert als Worte. Schwitzen galt mehr als Schwätzen.
Der Hias blieb Jahrzehnte lang im Dienst – für den Forst, für das Salz.
Innere Haltung
Keine Romantik. Keine Theorie. Keine großen Gedanken. Aber: eine Ethik der Einfachheit:
- Wer trägt, zählt.
- Wer redet, soll was zu sagen haben.
- Wer schreit, fliegt raus.
- Wer bleibt, ist Teil.
Der Hias war kein Philosoph. Aber er hatte Prinzipien. Und er hat sie gelebt. Ohne Aufhebens.
Wandel, Eisenbahn und Abschied
Er hat den Umbruch erlebt – Eisenbahn, Kohlebefeuerung, weniger Holz. Aber er hat ihn nicht kommentiert. Er hat weitergetragen. Bis zum Schluss. 1915 stirbt der Hias. Vielleicht durch einen Unfall. Vielleicht einfach an Erschöpfung.
Der Hias heute – als Stimme
Im Rahmen dieses Kunstprojekts tritt der Hias als Stimme der Vergangenheit auf. Nicht als Märchenfigur. Nicht als Denkmal. Sondern als jemand, der war – und der noch etwas zu sagen hat. Seine Aussagen sind knapp. Ruhig. Wahr.
„Ich war in einer Partie. Das hat gereicht, damit der Tag funktioniert.“
Sein Geist ist eine Einladung: Stillzustehen. Hinzuhören. Nachzudenken.
Zur Projektbeschreibung „Zwischen-Räume“ im Holzknechtmuseum Ruhpolding