Degler David, Bildhauer

Beruf/Rolle: Array
Geboren: 1610-00-00 in Weilheim
Verstorben: 1680-00-00 in Weilheim
David Degler (ca. 1605–1680), Sohn des Weilheimer Bildhauers Hans Degler, führte die väterliche Werkstatt fort. Schöpfer barocker Altäre u. a. in Schondorf (St. Jakobus) und Vachendorf (St. Georg). Lehrmeister von Lorenz Luidl. Ein stiller Meister der Weilheimer Bildhauerschule.

Stell dir Weilheim um 1610 vor. Eine kleine Stadt in Oberbayern, eng verwoben mit den Märkten und Klöstern des Umlandes, belebt vom Rhythmus der Handwerke. Hier, im Schatten der Stadtpfarrkirche und unweit des Klosters Polling, wächst David auf – Sohn des berühmten Bildhauers Hans Degler. Der Vater war schon ein Name, ein Meister, dessen Altäre in Augsburg und Polling glänzten, der die Renaissance in die neue barocke Form überführte.

David erlernt früh das Handwerk. Die Werkstatt des Vaters ist keine stille Stube, sondern ein Betrieb: Lehrlinge, Gesellen, Holz, Farbe, Aufträge, Rechnungen. Der junge Degler saugt all dies auf, das rhythmische Schlagen der Beitel, das sorgfältige Polieren der Flächen, das Patinieren mit Gold. Wenn der Vater 1635 stirbt, ist David noch ein Mann im besten Alter, wohl um die 25 Jahre alt, und bereit, die Werkstatt fortzuführen.

Er übernimmt nicht nur den Betrieb, sondern auch die Verantwortung für einen Stil, der das ganze Oberland prägt: die Weilheimer Bildhauerschule. Hier lernen junge Männer, wie man Heilige mit dramatischem Schwung in den Leib schnitzt, wie man Gewänder flattern lässt, wie man Holz in Ekstase verwandelt. Einer dieser jungen Männer ist Lorenz Luidl, der zwischen 1662 und 1667 in Davids Werkstatt die Kunst erlernt, bevor er selbst zum gefeierten Meister wird.

Sein eigener Ruhm ist stiller, weniger laut als jener seines Vaters oder Schülers. David ist kein Hofkünstler, sondern ein Mann der Kirchen im Umland. Sein Weg führt an den Ammersee, nach Schondorf. Dort, um 1660–1670, entsteht der Hochaltar von St. Jakobus. Ein Altar, der ganz der barocken Dramaturgie gehorcht: In der Mittelnische der Pilgerapostel Jakobus, flankiert von Paulus und Katharina. Die Figuren tragen jenen eigenwilligen Ausdruck der Weilheimer Tradition – zugleich würdevoll und lebendig, dem Heiligen nahe und doch von dieser Erde.

Kurz darauf findet man ihn im Chiemgau, in Vachendorf, hoch oben bei der Wallfahrtskirche St. Georg am Berg. Dort entsteht zwischen 1671 und 1673 der Choraltar. Man sieht ihn fast vor sich: wie er mit kräftigen Händen den Drachen zu Füßen des Heiligen Georg schnitzt, wie er das Holz der Madonna formt, dem Schimmel Gestalt gibt. Vieles davon wird Jahrhunderte später geraubt und rekonstruiert – doch der Kern, das Herz seiner Arbeit, bleibt.

Über sein persönliches Leben wissen wir fast nichts. Keine Briefe, keine Rechnungen, keine Porträts. Nur die Werke und der Name. Wahrscheinlich starb er um 1680, in Weilheim, in derselben Stadt, in der er geboren war.


Sein Vermächtnis

David Degler ist kein Titan der Kunstgeschichte wie Rubens oder Bernini. Aber er ist ein Meister des Lokalen, ein Bewahrer und Weiterträger. Er steht für jene Generation, die nach dem Dreißigjährigen Krieg das Land wieder mit Schönheit füllte – Altäre, Heilige, Glanz, Trost.

Er war ein Bindeglied: Sohn eines Hans Degler, Lehrer eines Lorenz Luidl, Schöpfer von Altären, die noch heute den Atem der barocken Glut tragen. Seine Biografie ist wie ein Fresko, das nur in Teilen erhalten ist – die Mitte leuchtet, die Ränder sind verwittert.