Brüder im Süden – Handeln

Wir bewegen. Der Berg antwortet

Ich glaube ich habe es verstanden: Der Berg selbst handelt nicht. Aber er reagiert. Und zwar sehr präzise. Er antwortet auf das, was wir tun und das schon seit Jahrtausenden. Nicht mit Worten. Mit Zeit. Mit Wassern, die sich neue Wege suchen. Mit Böden, die sich lockern. Mit Fels, der absinkt oder aufbricht. Mit Flora, die sich zurückzieht oder ausbreitet. Mit Lawinen. Und auch mit Stille.

Der Hochfelln hat zu mir gsagt: „Ihr nennts des Handlung was ich vollziehe. Ich nenne es eine Folge. Es ist eine Folge eurer Spuren, eurer Schnitte, eurer Wünsche. Ihr habt mich beschleunigt. Vielleicht ein wenig zu früh. Und doch ich zerbrösele nicht aus Groll. Ich brösele, weil es an der Zeit ist.

Der Hochgern sagt: Ich bin in Bewegung. Aber das war ich immer schon. Nicht wegen euch. Sondern weil ich Teil eines größeren Atmens bin. Der Wind trägt Sand. Der Regen zieht Linien. Ich halte mich nicht fest. Ich werde gehalten. Ich bin nicht stolz auf meine Höhe. Ich war einmal unter dem Meer.“

Und da wird klar: Auch wenn sie schweigen – sie nehmen teil. An unseren Geschichten. Und vielleicht an unserer Einsicht. Was wir erzählen, was wir glauben, was wir weitergeben – auch das wirkt. Narrative formen Wirklichkeit. Sie pflügen Furchen in unsere Vorstellung. Und irgendwann werden aus diesen Furchen Wege. Und aus Wegen Straßen. Und aus Straßen werdenSysteme.

Vielleicht ist das unsere Möglichkeit: Nicht mehr noch schneller zu gehen und immer schneller und immer mehr. Sondern anders. Bewusster. Und dann vielleicht auch wieder langsamer.

Vielleicht hast du ja auch längst begonnen. Vielleicht waren meine Fragen an die Brüder im Süden deine Fragen? Vielleicht ist dein Gehen auch schon ein Handeln. Vielleicht ist dein Lauschen schon genug. Und wenn du eine Geschichte weiterspinnen willst, so eine wie diese, dann schreib sie auf, für dich. Oder schick sie zu den Brüdern zurück. Sie werden sie tragen, sicher. Still und lange. Und wenn du magst, dann setz dich nochmal zu ihnen vielleicht an einem anderen Tag und mit einer anderen Frage. An einem anderen Ort. Sie werden dich erkennen. Und du wirst wissen, wohin du gerade schaust.

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