Leben

Eine leere Schneckenschale liegt spiralig gewunden auf dunkler, feuchter Erde.

Der zweite Körper: Leben, oder die zögernde Geburt der Bewegung

Es begann nicht mit einem Schrei sondern es begann mit einer Regung. Kaum merklich, kaum mehr als ein Zittern im Urschlamm der Materie. Eine Zelle teilte sich nicht weil sie neugierig war, nicht weil sie einen Plan hatte, nein sie hette keinen Plan, sondern weil das Leben einfach gar nicht anders konnte. Und plötzlich war es da: ein pulsierender Rhythmus aus Werden und Vergehen. Das Leben.

Die Materie begann also zu atmen, nicht so wie wir das tun. Noch lange nicht, nein, aber sie lernte, sich zu wiederholen,
zu variieren, sich zu erinnern, diese Zelle, diese ersten Zellverbände die da am Anfang des Lebens standen. Und die Pflanzen tranken das Licht
und sie gaben Atem zurück. Dann schwammen, krochen, rannten die Tiere. Und sie schlugen ihre Haken ins Dasein. Und alles, was lebte, wurde Teil eines gigantischen Kreislaufs: Leben, das Leben fraß, um wieder Leben zu geben.

Nichts war unabhängig: Jede Flosse, jede Spore, jedes Flügelschlagen war Bedingung für ein anderes. Und so verbrauchte das Leben Ressourcen, nur um am Ende selbst wieder zur Ressource zu werden:

Wunderschön, verletzlich, unersättlich. Ein grandioser Selbstverbrauch im Dienst des Werdens.

weiter zu Kultur
zurück zu Ressourcen