Am Waldrand zwischen Vachendorf und Siegsdorf, fast ganz oben an der sogenannten „Schinderhöll“ liegt ein stiller Zeuge der Geschichte: der Jubiläumsstein von Vachendorf. Vielen ist er gar nicht bekannt. Denn er liegt ein wenig abseits, verborgen rechts zwischen Farn, Gras und Wurzelwerk. Immer wieder wird der Findling vom Wuchs der Vegetation verschluckt und muss dann mühsam wieder freigelegt werden.
Dabei trägt er eine besondere Inschrift:
„790 – 1990“
Zwei Zahlen, die mehr als ein ganzes Jahrtausend überbrücken
Im Jahr 790 übergab nämlich ein gewisser edler Weifher seinen Besitz zu Vohendorf, so der alte Name des heutigen Vachendorf, an das Erzbistum Salzburg. Es ist die erste urkundliche Erwähnung des Ortes, festgehalten in den Breves Notitiae. Das sind die kurzen Besitzaufzeichnungen Salzburgs aus der karolingischen Zeit.
So wurde er zum „Jubiläumsstein“
1200 Jahre später bei den Vorbereitungen zur großen Jubiläumsfeier 1990 wurde beim Anlegen eines Fußballtrainingsplatzes an der „Reiterleiten“ ein Findling im Boden entdeckt. Es war ein mächtiger Granit-Stein, vom Chiemsee-Gletscher in der letzten Eiszeit aus dem Inntal hierher geschoben. Ein Geschenk der Natur das dann urplötzlich zum kulturellen Symbol wurde. Der damalige Ortsheimatpfleger Josef Fischer hatte nämlich die zündende Idee: Der Stein sollte das Jubiläum markieren. Er wurde also etwa 100 Meter unterhalb seiner Fundstelle platziert, mit einem schmiedeeisernen Kreuz versehen und erhielt seine Inschrift. Sepp Fischer lachte dabei verschmitzt und sagte:
„Wenn ein Kreuz drauf ist, traut sich gwiss keiner mehr, dass er ihn mitnimmt.“
Seitdem ruht der Stein an seinem heutigen Platz – allerdings kaum sichtbar weil er immer wieder von Sträuchern überwuchert wird und daher ist er vielen völlig unbekannt.
Ein Stein will gesehen werden
Die K.U.H. – Kultur- und Heimatfreunde in Vachendorf, die den Stein seit einiger Zeit freischneiden und pflegen haben nun über die Ortsheimatpflegerin den Gedanken angeregt, den Stein an einen neuen Ort zu verbringen. Einen Ort an dem er besser sichtbar, zugänglich und würdig präsentiert ist. Ziel ist es, diesen einzigartigen Zeitzeugen aus Stein und Geschichte nicht nur zu erhalten, sondern auch ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken . Als Zeichen für die lange Geschichte Vachendorfs, für die Kraft der Erinnerung und für das liebevolle Spiel zwischen Natur und Kultur. Ein Vorschlag hierzu ist gemacht. Als neuer Standort wäre evtl. die gemeindliche Fläche am Eisenbahnviadukt geeignet. Dort könnte er viel besser gesehen und gepflegt werden. Die Geschichte liegt also bereit – wie der Stein – und wartet auf Bewegung.
K.U.H. – Kultur und Heimatfreunde Vachendorf
Für alle, die mit einem Lächeln an die Wurzeln rühren.