Manchmal muss man gar nicht weit reisen, um Geschichte zu finden – sie liegt einem schlicht zu Füßen. Oder, wie in diesem Fall, zwischen den Dahlien.
Beim ganz harmlosen Umgraben eines Blumenbeets blitzt plötzlich etwas Rundes auf: eine Kupfermünze, grünspanig, aber deutlich zu erkennen. Ein bisschen Spülen, ein bisschen Staunen – und da steht es in kyrillischen Lettern: „1 КОПЕЙКА“.
Und darunter: 1910.
Ja, genau – das ist keine Eurocent-Laune, sondern eine echte russische Kopeke, geprägt im Zarenreich unter Nikolaus II. in St. Petersburg. Kupfer, 3,28 Gramm, knapp 22 Millimeter im Durchmesser – und rund 115 Jahre alt.
Was hat Vachendorf mit St. Petersburg zu tun?
Jetzt wird’s spannend. 1917 im Ersten Weltkrieg wurde in Vachendorf eine Straße gebaut – damals noch mit Schaufel, Schubkarre und einer Menge Muskelkraft. Helfer kamen nicht nur aus dem Dorf: russische Kriegsgefangene, die im Ersten Weltkrieg nach Bayern gebracht wurden, arbeiteten hier.
Der Volksmund taufte die fertige Straße prompt „Russendamm“ – ein Name, den heute kaum noch einer kennt.
Theorien zur Herkunft
Wie kommt so eine Münze ins Beet?
- Variante 1: Einer der Gefangenen vom Strassenbau hatte sie in der Tasche – und verlor sie vielleicht beim Arbeiten.
- Variante 2: Vielleicht wurde sie ja auch von einem einheimischen Soldaten aus Russland mitgebracht.
- Variante 3: Zeitportal. (Nicht wissenschaftlich belegt, aber das IfaZ – Institut für angewandte Zeitverschiebung – schließt es nicht aus.)
Klein, aber mit Geschichte
Ob als Lohnrest, Talisman oder schlicht als verlorene Alltagsmünze – diese Kopeke ist eine direkte Verbindung zwischen dem Dorf von heute und den Menschen, die hier vor über hundert Jahren im Krieg fern ihrer Heimat schuften mussten.
Die Patina erzählt vom Boden, in dem sie lag, die Schrift vom Land, aus dem sie kam, und der Fundort von einer Straße, deren Name fast vergessen war.
💡 Fun Fact:
„Kopeke“ leitet sich vom russischen „копьё“ (Speer) ab – weil auf frühen Münzen ein Reiter mit Speer zu sehen war. In diesem Fall gibt es allerdings nur den kaiserlichen Doppeladler – dafür aber jede Menge Geschichte.