Im Carport bei der Werkstatt im schattigen Unterstand arbeitet Bettina. Vor ihr sind Stühle aufgestellt wie Figuren eines stillen Spiels. Sie sind aus Eisen und Kunststoff, roh, entlackt, bereit für etwas Neues.
Bettina trägt weißen Lack auf, Schicht für Schicht und mit ruhiger gleichmäßiger Hand. Doch während sie streicht hört sie nicht etwa dem Wind zu. Nein sie hört Felix Krull. Den charmantesten Hochstapler der Literaturgeschichte. Thomas Manns Stimme fein gesponnen in Ironie begleitet ihre Arbeit.
Es ist eine merkwürdige, ja fast eine paradoxe Szene: Während Bettina ganz bei der Sache ist in Haltung, Tun und Präzision flaniert in ihrem Kopf die Geschichte eines Mannes, der sich durch Masken und Rollen windet wie ein Regenwurm durch’s Erdreich.
Krull verführt, verwickelt, wandelt Identität wie andere die Hemden wechseln. Bettina hingegen bringt Klarheit: Sie übermalt nicht sondern sie grundiert zuerst. Sie macht Platz für das, was kommen soll.
Sieben Stühle. Sieben Körper. Sieben Stimmen, die bald aus der Stille sprechen werden. Aber jetzt – jetzt ist es der Hochstapler, der aus dem Kopfhörer spricht, während der Pinsel Weiß auf Kunststoff legt.
Nuage:
Wer Krull hört während er Stühle streicht,
Streicht nie nur Möbel sondern lackiert die Welt ein klein wenig glänzender.