Der Waldboden ist matschig. Mira merkt es, als sie den linken Schuh hebt und ihn beinahe im Modder zurücklässt. ‚Na super.‘ Sie flucht nicht sagt aber leise „Uff“ und lacht ein bisschen, nur so für sich.
Sie ist losgegangen obwohl sie heute gar nicht so recht wusste wohin mit sich. Die Schule ist mal wieder richtig anstrengend gewesen, das Wetter war auch nicht das Gelbe vom Ei und zu Hause ist’s ihr zu eng geworden. Also Wald. Einfach so. Die Jackentaschen voll mit unnötigem Kram ein Stift, ein Haargummi, eine zerdrückte Packung Traubenzucker, weiß Gott was noch alles. Kein Plan, keine Absicht.
Sie stapft den Hang hoch da wo der Weg eigentlich gar keiner ist. Nur ein paar Spuren im Laub. Ein Ast schlägt ihr ins Gesicht, sie zuckt zurück, reibt sich die Stirn. „Aua! Na toll.“ Und geht weiter.
Irgendwann bleibt sie dann stehen und atmet durch. Es riecht nach feuchter Rinde und altem Pilz. Kein Wind. Kein Mensch in der Nähe. Nur dieses Knacken das nie aufhört im Wald.
Sie schaut sich um. Und merkt plötzlich wie sie ruhiger wird, der Kopf wird leichter, nein nicht leer. Nur… aufgeräumt, irgendwie. Als hätte jemand mal durchgelüftet.
Dann sieht sie diesen Ast liegen, mitten im Weg. Nicht besonders groß ist der aber halt so gelegen, dass man drüber stolpen könnte, wenn man gerade an Mathe denkt. Gut, nicht jeder denkt immer nur an Mathe hier im Wald, sie lächelt. Sie geht vorbei. Dann bleibt sie stehen. Schliesslich geht sie zurück und bückt sich. Wirft ihn ins Unterholz, den Ast. Das war jetzt nicht dramatisch, kein Zeichen an die Welt. Einfach nur weil sie grad da ist.
Sie richtet sich auf, klopft sich die Hände an der Hose ab. Und denkt: Das war jetzt kein Heldinnenmoment. Aber irgendwie… war’s ein Anfang.
Dann geht sie weiter. Der Schuh quietscht bei jedem zweiten Schritt. Und Mira grinst.