Ursprung und Vorgängerkirchen
Die Pfarrkirche St. Ägidius am Dorfplatz von Bergen geht auf eine lange Baugeschichte zurück. Bereits 1463 ist ein Vorgängerbau urkundlich bezeugt, 1513 wurde ein spätgotisches Gotteshaus geweiht. Archäologische Grabungen bei einer Sanierung 1978 bestätigten die Form dieses Baus: ein einschiffiger, gewölbter Bau mit Langhaus und Chor gleicher Breite sowie Westturm. Der Turmunterbau von 1513 blieb bis heute erhalten.
Neubau im 19. Jahrhundert
Mit der Erhebung Bergens zur selbständigen Pfarrei im Jahr 1841 wuchs der Bedarf an einem größeren Kirchenraum. Die Pläne für den Neubau lieferte Maurermeister Franz Xaver Scheck aus Übersee. Zwischen 1863 und 1866 entstand eine neue Kirche im Stilgemisch aus Neuromanik und Neugotik. 1869 wurde der als zu niedrig empfundene Turm aufgestockt.
Ausstattung und Ausmalung
Eine erste Ausmalung erhielt die Kirche 1866, die Ausstattung folgte bis 1867. Der Bildhauer Paul Horchler und der Maler Josef Schlegl (beide aus Burghausen) schufen Kanzel und Figurenumgang. Für die umfassende, raumprägende Ausmalung sorgte der Traunsteiner Historienmaler Max Fürst, der zwischen 1883 und 1893 in mehreren Etappen tätig war. Seine Bilder sind stark vom Nazarener-Stil geprägt und greifen vielfach auf Vorlagen von Cornelius und Deger zurück.
Veränderungen im 20. Jahrhundert
1958 wurden die Malereien bei einer Renovierung übertüncht und die Wandbilder stark beschnitten. Erst die Restaurierung 1976–78 brachte die Fresken von Max Fürst wieder zum Vorschein. Zugleich wurden zwei Rotmarmorepitaphien – eines von 1575 für den Bäcker Veicht Stoltz, eines von 1598 für den Siegsdorfer Zöllner Georg Pettenkofer – ins Innere an die Westwand versetzt.
Architektur und Innenraum
Der Bau zeigt außen die Mischung von neugotischen Fenstern, Lisenengliederung und neuromanischem Rundbogenfries unter der Traufe. Im Inneren fällt die ungewöhnliche Raumdisposition auf: Das dreijochige Langhaus erinnert mit seiner rhythmisierten Gliederung an eine dreischiffige Halle. Im Zentrum liegt ein quadratisches Raumkompartiment mit Flachkuppel, an das sich unregelmäßige Kreuzgewölbe anschließen. Dieser eigenartige Grundriss verleiht dem Kirchenraum eine besondere Spannung.
Altar und Bildwerke
Bei der Umgestaltung des Altarraums 1908 setzte der Münchener Architekt August Bachmann im mittleren Chorfenster ein Hochrelief des hl. Ägidius mit der Hirschkuh ein.
Bemerkenswert ist eine Serie von 14 Eisenguss-Reliefs mit den Rosenkranzgeheimnissen, geschaffen 1923 anlässlich des 75. Geburtstags des Ziseleuers Jakob Betzler – im Jahr der Stilllegung der Maxhütte.
Zeugnisse am Friedhof
An der südlichen Friedhofsmauer haben sich gusseiserne Grabplatten des frühen 19. Jahrhunderts sowie Marmorgrabmäler aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten. Dazu kommen ein gusseisernes Friedhofskruzifix von 1865 und eine Kriegergedächtnistafel von 1921.
Quelle:
Gotthard Kießling · Dorit Reimann: Denkmäler in Bayern. Landkreis Traunstein. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 1990.