Das Hochaltartriptychon von Bernhaupten
Ein Kleinod spätgotischer Tafelmalerei
Ein Schatz im stillen Dorfkirchlein
Wer die Kirche St. Jakobus in Bernhaupten betritt, dessen Blick wird unweigerlich von einem besonderen Kunstwerk angezogen: dem spätgotischen Hochaltartriptychon. Ein Kleinod der süddeutschen Tafelmalerei, das in seiner Würde und Ruhe seit Jahrhunderten die kleine Filialkirche prägt.
Die geöffnete Pracht
Im geöffneten Zustand entfaltet sich die ganze Dramatik und zugleich die meditative Stille des Werkes.
- In der Mitteltafel sehen wir die Kreuzigungsgruppe: Christus am Kreuz, flankiert von Maria und Johannes.
- Auf dem linken Flügel erscheint St. Jakobus, der Patron der Kirche.
- Auf dem rechten Flügel dagegen ein heiliger Bischof, dessen Identität bis heute im Dunkel bleibt.
Der brokatartige Goldgrund verstärkt die Monumentalität der Figuren. Nichts lenkt ab von den Gesichtern und Gesten – selbst in der Kreuzigungsszene bleibt ein Zug von Stille und Gefasstheit spürbar.
Die verborgene Seite
Wird der Altar geschlossen, zeigen sich neue Bilder:
- Links: der gewaltige Christophorus mit dem Christuskind.
- Rechts: eine Madonna mit Kind.
Diese Außenseiten stammen vermutlich von einem zweiten Künstler, was sich in der Farbgebung und der Handschrift der Figuren zeigt. Beide Maler standen offenbar in engem Kontakt mit der Salzburger Malerei des späten 15. Jahrhunderts.
Ein Werk zwischen Meisterhänden
Besonders bei der Kreuzigungsgruppe ist der Einfluss Rueland Frueaufs des Älteren zu spüren, der seit etwa 1470 in Salzburg tätig war. Die Außenseiten dagegen lassen den Pinsel eines noch bedeutenderen Künstlers ahnen – ein Dialog zweier Meister, vereint in einem Altar.
Bewahrung und Restaurierung
Nach einer jüngeren Restaurierung erhielt der Altarraum Sonnenschutzblenden, um das empfindliche Gemälde vor schädigendem Lichteinfall zu bewahren. So bleibt dieses herausragende Werk spätgotischer Malerei der Gemeinde und den Besuchern auch in Zukunft erhalten.
Ein stilles Vermächtnis
Verlässt man das Kirchlein St. Jakobus, hat man nicht nur die Kreuzigungsszene im Gedächtnis, sondern das Gefühl, einem Werk von seltener innerer Ruhe begegnet zu sein. Bernhaupten bewahrt in seinem Hochaltartriptychon ein Kunstwerk, das stille Größe mit geistiger Tiefe verbindet.
Quellen:
Gemeindearchiv Vachendorf · Franz Liebl: Heimatbuch des Landkreises Traunstein · Dr. Herbert Weiermann: Kultur- und Kunstgeschichte