Bernhaupten, St. Jakobus, Hl. Wolfgang

ischofsfigur des heiligen Wolfgang mit Kirchenmodell, Nebenaltar der Filialkirche St. Jakobus in Bernhaupten

Herkunft und Datierung

Die Figur des heiligen Wolfgang am Nebenaltar der Pfarrkirche St. Jakobus in Bernhaupten gehört zu den bedeutenden Beispielen spätgotischer Skulptur im Chiemgau. Sie entstand wohl Anfang des 16. Jahrhunderts. Peter Bomhard vermutet, dass sie ursprünglich vom Nebenaltar der Kirche St. Georg in Alferting stammen könnte und erst später nach Bernhaupten übertragen wurde.

Darstellung des Heiligen

Wolfgang erscheint als Bischof in voller Pontifikaltracht: Mitra und Krummstab kennzeichnen ihn als Hirten der Kirche. In seiner rechten Hand trägt er ein Kirchenmodell, das auf seine Rolle als Kirchenstifter verweist. Damit wird er zum Sinnbild für den Bau und die Erneuerung der Kirche.

Künstlerische Gestaltung

Die Skulptur ist aus Holz geschnitzt und polychrom gefasst. Der Körper steht aufrecht und strahlt stille Würde aus. Der Faltenwurf des Gewandes folgt der spätgotischen Formensprache: weich fließend, zugleich streng rhythmisierte Linien, die Licht und Schatten lebendig spielen lassen. Gold hebt die Gewandsäume und den Krummstab hervor, während Rot- und Grüntöne die Farbigkeit der Figur bestimmen. Das fein geschnitzte Gesicht mit hoher Stirn und ernstem Ausdruck betont die geistige Autorität des Bischofs.

Ikonographische Bedeutung

Das Kirchenmodell in der Hand ist das zentrale Attribut des heiligen Wolfgang (m.E. evtl. möglich auch Hl. Virgil von Salzburg, läge eigentlich näher). Es verweist auf seine historische Bedeutung als Reformer, Kirchenbauer und Patron Bayerns. In Bayern und Österreich gehörte Wolfgang zu den beliebtesten Heiligen; sein Gedenktag am 31. Oktober wurde vielerorts festlich begangen.

Wirkung im Kirchenraum

In Bernhaupten fügt sich die Wolfgangfigur in das Heiligenensemble der Pfarrkirche ein und ergänzt die Darstellungen anderer Patronate. Ihre Herkunft aus Alferting bleibt zwar unsicher, doch gerade diese mögliche Versetzung zeigt, wie sehr Figuren wie diese in der Region geschätzt und bewahrt wurden. Heute lädt die Figur am Nebenaltar dazu ein, sich an den großen Reformbischof zu erinnern und in seiner Darstellung Glauben, Geschichte und Kunst in einem Bild zu vereinen.