Lage und Ursprung
Die kleine Filialkirche St. Jakobus liegt leicht erhöht inmitten des Dorfes Bernhaupten, umgeben von einer alten Kirchhofmauer. Ihr Ursprung reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück: das romanische Langhaus bildet den ältesten Kern des Bauwerks. Am Eingang sind schön die Kugelsteine unter dem Putz erkennbar
Mittelalterliche Erweiterungen
Im 15. Jahrhundert erhielt die Kirche einen neuen, eingezogenen Chor im frühgotischen Stil sowie eine Sakristei. Diese Ergänzungen gaben dem kleinen Gotteshaus eine deutlich differenziertere Gestalt. Der Dachreiter wich 1669 einem gemauerten Turm mit Spitzhelm, der bis heute das Ortsbild prägt.
Veränderungen in Barock und Neuzeit
In den folgenden Jahrhunderten erfuhr St. Jakobus zahlreiche Umbauten: ein barocker Vorbau an der Südseite, später ein „verputztes Lattengewölbe“ (was immer das sein mag), schließlich Restaurierungen im 20. Jahrhundert, die bewusst auf ältere Formen zurückführten. Bei der Renovierung in den 1960er Jahren wurde die Decke im Langhaus erneuert und auch das spätgotische Hochaltartriptychon wieder an seinen ursprünglichen Platz gebracht. Die neugotischen Veränderungen wurden zurückgenommen.
Innenraum und Gewölbe
Das Innere überrascht durch seine Vielfalt. Im Chor befindet sich ein seltenes Fächergewölbe, das sich nur mit wenigen Kirchen der Region vergleichen lässt – etwa mit St. Johann in Vogling. Im Langhaus wölbt sich ein schlichtes Lattengewölbe, das durch aufgemalte Maßwerkarkaden belebt wird.
Der Hochaltar
Das Hauptkunstwerk der Kirche ist der spätgotische Hochaltar um 1475. Das reich geschnitzte und bemalte Triptychon zeigt im geöffneten Zustand den Gekreuzigten mit Maria und Johannes im Mittelfeld. Auf den Seitenflügeln erscheinen der hl. Jakobus und ein Bischof, auf den Außenseiten Christophorus und eine Muttergottes mit Kind. Stilistische Unterschiede in der Ausführung deuten auf die Arbeit zweier verschiedener Werkstätten aus dem Salzburger Umkreis.
Weitere Ausstattung
Neben dem Hochaltar besitzt St. Jakobus weitere bemerkenswerte Ausstattungsstücke:
- eine spätgotische Sebastiansfigur (um 1500),
- eine Madonna als Himmelskönigin um 1675
- barocke Holzskulpturen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, (Hll. Florian und Leonhard) wohl vom Traunsteiner Bildhauer Johann Dietrich,
- im Vorraum ein Kruzifix des Wasserburger Bildhauers Adam Hartmann (1680),
- Freskenreste aus der Romanik, die vermutlich Maria darstellen und stilistisch mit den Fresken in Frauenchiemsee verwandt sind.
Bedeutung
St. Jakobus ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Bau- und Kunstschichten einer Dorfkirche: von romanischen Anfängen über gotische und barocke Umbauten bis hin zu modernen Restaurierungen. Die Kirche veranschaulicht auf kleinem Raum die Vielschichtigkeit bayerischer Sakralarchitektur.
Quelle:
Gotthard Kießling, Dorit Reimann: Denkmäler in Bayern. Landkreis Traunstein. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 1990.