Chieming, Mariä Himmelfahrt, Pfarrkirche

Außenansicht der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Chieming, neuromanischer Bau des 19. Jahrhunderts mit gelber Fassade und hohem Turm

Ursprung und Vorgängerbau

Erstmals wird eine Pfarrkirche in Chieming im Jahr 1185 erwähnt. Als älteste Teile der heutigen Kirche gelten die unteren Geschosse des Turms, die lange Zeit wegen ihrer Biforienfenster als romanisch angesehen wurden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie mit dem spätgotischen Neubau des Vorgängerbaus im späten 15. Jahrhundert entstanden.

Der 1882 abgetragene spätgotische Bau bestand aus einem Langhaus und einem gleich breiten Chor, an dessen Südseite wohl später ein Seitenschiff angefügt wurde.

Spätgotische Ausstattung

Im Inneren befand sich an der Westwand ein großes Wandgemälde mit dem Jüngsten Gericht, das Hartwig Poetzl 1882 noch vor dem Abbruch in einer Zeichnung festhielt. Reste spätgotischer Malerei sind unter der Empore erhalten: Brustbilder der Apostel Thomas und Matthias, die 1934 freigelegt und restauriert wurden.

Neubau des 19. Jahrhunderts

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die alte Kirche als zu klein empfunden. 1882 begann der Abbruch, und bis 1883 entstand nach Plänen des Münchener Architekten Johann Marggraff der heutige Neubau im Stil der Neuromanik. Die Ausstattung entwarf 1883/84 der Architekt Josef Elsner. 1884/85 folgte der Einbau der Orgel, 1891 die Turmerhöhung.

Renovierungen und Restaurierungen

  • 1934: erste umfassende Sanierung, Freilegung und Restaurierung der spätgotischen Malerei.
  • 1955: Brand im Innenraum, das Altarbild „Krönung Mariens“ von Max Fürst wurde zerstört und 1959 durch seine „Himmelfahrt Mariens“ ersetzt. Der Altaraufbau konnte rekonstruiert werden.

Architektur und Innenraum

Die Kirche erhebt sich im Ortszentrum innerhalb einer Friedhofummauerung mit Blendarkaden, die noch auf den Vorgängerbau zurückgeht. Der Turm besitzt ein barockes Obergeschoss, darüber Strebepfeiler und neugotische Formen.

Das dreijochige Langhaus ist mit Gurtbögen gegliedert und von Kreuzgratgewölben überspannt. Westlich befindet sich eine Empore. Der eingezogene Chor schließt halbrund und ist von Sakristeianbauten flankiert.

Im Innenraum dominieren neuromanische Formen, ergänzt durch dekorative Wandmalereien des 19. und 20. Jahrhunderts. Türen, Brüstungsteile und Holzarbeiten der Oratoriums-Empore stammen noch einheitlich aus den 1880er Jahren.

Ausstattung und Kunstwerke

  • Altäre, Kanzel, Orgelprospekt: neoromanisch, Ende 19. Jh.
  • Wandmalereien: ursprünglich einheitlich im Chor, nach dem Brand von 1955 ersetzt durch Werke der Altöttinger Kirchenmaler.
  • Spolien: Römische Inschrift- und Votivsteine aus dem 3. Jh., 1882 beim Abbruch des Vorgängerbaus gefunden; einige im Turmgeschoss aufgestellt.
  • Grabmäler: im Turmgeschoss auch Denkmäler der Hofmarksherren von Neuenchieming.

Friedhof

Der ummauerte Friedhof enthält zahlreiche Grabkreuze aus Gusseisen sowie ein Kriegerdenkmal (nach 1871), die dem Ensemble eine einheitliche Prägung geben.


Quelle:

Gotthard Kießling · Dorit Reimann: Denkmäler in Bayern. Landkreis Traunstein. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 1990.