Erlstätt, St. Peter und Paul im Thale, Pfarrkirche

Pfarrkirche St. Peter und Paul in Erlstätt mit markantem Zwiebelturm und rotem Satteldach, Blick über die Dächer des Ortes

Ursprung und frühe Geschichte

Die Kirche St. Peter und Paul im Thale wird bereits im späten 8. Jahrhundert in der Notitia Arnonis erwähnt. Der damalige Zusatz „ad“ weist darauf hin, dass sich die erste Kirche nicht am heutigen Standort im Dorfzentrum befand, sondern in der Umgebung. Der heutige Bauplatz gilt daher als sekundäre Gründung.

Im Zuge der spätmittelalterlichen Pfarreiorganisation wurde Erlstätt nach Haslach eingepfarrt. 1937 erhob man den Ort zur Expositur, 1950 zur selbständigen Pfarrei.

Baugeschichte

Das heutige Kirchengebäude stammt aus dem späten 15. Jahrhundert. Es handelt sich um einen langgestreckten spätgotischen Quaderbau mit fünfschiffigem Langhaus und einem nur leicht eingezogenen Chor mit 5/8-Schluss.

Der markante Westturm erhielt im Barock ein neues Obergeschoss mit Eckvoluten und schmäleren Diagonalseiten, bekrönt von einer hohen Zwiebelhaube. Vorbilder dafür waren barocke Kirchen im Chiemgau, etwa in Nußdorf oder Haslach. Dem Chor sind eine Sakristei im Süden und eine Kapelle im Norden angefügt.

Innenraum und Gewölbe

Der Innenraum bewahrt die spätgotische Raumstruktur mit Netzgewölben. Auffällig ist die Vielzahl der Schlusssteine, die dem Raum eine besondere Vielfalt verleihen.

Ausstattung

  • Hochaltar: um 1700, übernommen aus St. Valentin in Ruhpolding; im Zentrum eine Pietàfigur aus Erlstätt.
  • Glasfenster: um 1650, ursprünglich aus der Wallfahrtskirche in Dürnberg bei Hallein.
  • Figuren: Muttergottes (spätes 17. Jh.), Figuren der Kirchenpatrone Petrus und Paulus (18. Jh., aus Inzell), Kruzifix mit Arma-Christi-Motiven, weitere Heiligenfiguren.
  • Büste Christi: aus dem frühen 14. Jahrhundert; eine der ältesten erhaltenen Skulpturen im Chiemgau.
  • Gnadenstuhl: spätgotische Steingruppe im Chor.

Ergänzungen und Übertragungen

Im 18. und 19. Jahrhundert erhielt die Kirche zahlreiche Ergänzungen, auch Übertragungen aus anderen Kirchen. Bei der neugotischen Umgestaltung 1878–81 entstand ein reicherer Ausstattungsbestand, der jedoch bei der Restaurierung 1957–59 wieder reduziert wurde.

Von außerhalb wurden außerdem in den Chor verbracht:

  • ein spätgotischer Schächtersstein (Relief mit Kreuzigung und Schächer, wohl 16. Jh.),
  • ein Steinmarterl mit erhabenem Kreuz, Schaft und satteldachförmiger Laterne (wohl 16. Jh.).

Bedeutung

St. Peter und Paul im Thale ist ein eindrucksvolles Beispiel spätgotischer Dorfkirchenarchitektur im Chiemgau, das romanische, gotische und barocke Elemente vereint. Besonders hervorzuheben ist die frühe Christus-Büste des 14. Jahrhunderts – ein seltener Schatz in der Region.


Quelle:

Gotthard Kießling · Dorit Reimann: Denkmäler in Bayern. Landkreis Traunstein. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 1990.