Ursprung und frühe Geschichte
Die Kirche St. Johann ist eine der ältesten nachweisbaren Kirchen im Chiemgau. Bereits im späten 11. Jahrhundert wird sie in der Notitia Arnonis mit einem Zehentbezirk genannt – allerdings in einer verfälschten Abschrift der Schenkungsurkunde von 959. Ob bereits im 10. Jahrhundert ein Kirchenbau bestand oder die Errichtung erst nach der Schenkung an die Salzburger Kanoniker erfolgte, bleibt offen.
Baugeschichte
Der heutige Bau entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als spätgotischer Saalbau mit polygonalem Chor. Das Langhaus und der Chor sind gleich breit und mit einem durchgehenden Parallelrippengewölbe ausgestattet, dessen Rippen ohne Kapitelle direkt aus polygonalen Wanddiensten entspringen. Vergleichbare Formen finden sich in Stötham, Hart, Sondermoning und Nußdorf.
Die Kirche wurde mehrfach durch Brände (1834 und 1862) beschädigt. Dachstuhl und Turm brannten ab und wurden jeweils erneuert, 1834/62 mit einem hölzernen Dachreiter versehen.
1870 feierte man das 100-jährige Jubiläum der Kirche und errichtete auf dem Friedhof eine gusseiserne Säule, flankiert von zwei Kastanienbäumen.
Innenraum und Ausmalung
Die Kirche beeindruckt durch ihre großflächigen Wandmalereien (entstanden um 1470, bei einer Renovierung 1969–71 freigelegt).
- Nordwand: Szenen in drei Bildstreifen – oben eine schwer deutbare Dreiergruppe, in der Mitte Mitglieder der Adelsfamilie Auer zu Winkel und Heilige, unten Einzeldarstellungen wie Kreuztragung und Enthauptung Johannes des Täufers.
- Erstes Joch (unter der Empore): Abendmahlszene.
- Zweites Joch: monumentale Darstellung des hl. Christophorus.
- Östliches Joch: zweireihige Darstellung von Heiligen und Einzelszenen, darüber großfigurige Madonna mit Kind.
- Sakristeitür (Südseite): vier männliche Heilige.
Die Malereien wirken stilistisch eher altertümlich, bedingt durch die Aneinanderreihung von Figuren und den eher schlichten Hintergrund.
Ausstattung
- Hauptaltar und Seitenaltäre: neugotisch, jedoch mit älteren Schnitzfiguren bestückt.
- Spolien: In der Südwand des Langhauses ist ein römischer Inschriftstein eingemauert.
- Empore: Brüstung wohl aus spätgotischer Zeit wiederverwendet, mit geschnitztem Seilmotiv als Hinweis auf die Fischerei, eingebaut im 17. Jahrhundert mit Unterstützung von Hofmarksherr Ludwig von Widerspach.
Bedeutung
St. Johann ist ein herausragendes Beispiel spätgotischer Dorfkirchenarchitektur mit großflächiger Malerei. Die Fresken – mit Darstellungen von Adelsfamilien und Heiligen – gehören zu den bedeutendsten erhaltenen Wandbildern des 15. Jahrhunderts im Chiemgau.
Quelle:
Gotthard Kießling · Dorit Reimann: Denkmäler in Bayern. Landkreis Traunstein. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 1990.