Entstehung und Stifterin
Die Loretto-Kapelle in Marwang verdankt ihre Entstehung der Witwe Maria Katharina von Töring-Gumpenberg. Nachdem sie 1642 das Schloss Marwang als Witwensitz übernommen hatte, reifte bald der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Im Jahr 1648 erhielt sie die bischöfliche Erlaubnis zum Bau einer Kapelle, und am 10. Mai legte Johann B. Zehetner, Propst von Kloster Baumburg, feierlich den Grundstein. Damit begann die Geschichte eines Sakralbaus, der bald weit über den Ort hinaus Bedeutung erlangen sollte.
Wallfahrtsort und Verehrung
Schon wenige Jahre nach der Grundsteinlegung setzte eine lebendige Wallfahrt ein. Im Inneren der Kapelle finden sich zahlreiche Votivbilder, von denen das älteste auf das Jahr 1651 datiert ist. Sie sind Zeugnisse des tiefen Vertrauens der Gläubigen und ihrer Dankbarkeit für erhörte Bitten. Die Kapelle entwickelte sich damit zu einem wichtigen Marienheiligtum in der Region und blieb über Jahrhunderte hinweg eng mit den Töringer Besitzern verbunden.
Architektur und Vorbilder
Der Bau der Kapelle nimmt bewusst Bezug auf das berühmte Vorbild der Verkündigungskirche Santa Casa in Loreto. Der Kernbau ist schlicht gehalten und von einem schmalen Umgang umgeben, der ursprünglich durch zehn Öffnungen nach außen geöffnet war. Manche dieser Durchgänge wurden später vermauert, andere mit Fenstern versehen. Innen tragen die Feldsteinwände eine Ziegelbemalung des 19. Jahrhunderts, während das Tonnengewölbe mit einem gemalten Sternenhimmel geschmückt ist. Über dem Altar thront das Gnadenbild der Muttergottes in einer architektonisch gefassten Mauernische.
Veränderungen im 20. Jahrhundert
Um mehr Raum für Gottesdienstbesucher zu schaffen, wurde die Kapelle 1939 baulich verändert: In die Seitenwände des Kernbaus brach man fünf große Bögen, die ursprüngliche Ausstattung wurde – mit Ausnahme des Gnadenbildes – entfernt. Eine umfassende Renovierung erfolgte 1976 bis 1979. Sie stellte die Ausmalung des 19. Jahrhunderts wieder her und bewahrte zugleich den architektonischen Charakter der 1930er Jahre.
Ausstattung und Besonderheiten
Im Inneren sind mehrere kunst- und frömmigkeitsgeschichtliche Details erhalten geblieben. Besonders eindrucksvoll ist die barocke Kreuzigungsgruppe an der Westwand des Umgangs. Zusammen mit den zahlreichen Votivbildern entfaltet sich ein lebendiges Bild gelebter Volksfrömmigkeit, das die Kapelle bis heute prägt.