Gukh Gordian, Tafelmaler und Plastiker

Gordian Gukh – Spurensuche nach einem vergessenen Meister

Ein Künstlername, ein Altar, viele Fragezeichen: Wer war Gordian Gug(h)?

Zwischen Laufen an der Salzach und den Kirchen des Rupertiwinkels taucht sein Name auf – doch die Spuren bleiben vage. Ein Stück Kunstgeschichte, das noch erforscht werden will.


Ein Bürgermeister und Künstler in Laufen

Gesichert scheint: Gordian Gukh lebte im frühen 16. Jahrhundert in Laufen an der Salzach. Dort war er nicht nur Bürgermeister, sondern leitete auch eine bemerkenswerte Werkstatt für Malerei und Bildschnitzerei. Seine Figuren sollen durch Goldgrund, leuchtende Farben und detailreiche Ornamentik geglänzt haben.

Zugeschrieben werden ihm einzelne Altäre im weiteren Umkreis – von St. Kolomann am Waginger See und St, Leohard/Wonneberg (Denkmaltopografie TS) bis Pfarrwerfen in Tirol –, doch keine Zuschreibung gilt als völlig gesichert.


Die „Perle von Bernhaupten“

Bekannt wurde sein Name vor allem durch einen Artikel von Monsignore Roman Friesinger, veröffentlicht 1966 in den Chiemgau-Blättern. Dort bezeichnete Friesinger das Triptychon in der Filialkirche St. Jakobus, Bernhaupten, als Werk Gukhs.

Er sprach von einer „verkannten Perle“, die seit etwa 1520 in Bernhaupten hänge. Bis dahin war der Altar meist als salzburgische Arbeit des späten 15. Jahrhunderts klassifiziert worden (Dehio-Gall). Friesinger jedoch sah in Ornamenten, Rückseitenmalerei und Goldgrund die unverwechselbare Handschrift Gukhs.


Spekulation oder Wahrheit?

Friesingers Zuschreibung blieb nicht unwidersprochen. Der Kunsthistoriker Bomhart äußerte später Zweifel und vertrat eine andere Sichtweise. Auch in der amtlichen Denkmal-Topographie des Freistaates Bayern taucht der Name Gukh bislang nicht als gesicherter Urheber für den Bernhauptener Altar auf.

So bleibt offen, ob der Bernhauptener Altar wirklich aus seiner Hand stammt – oder ob er Teil jener langen Reihe von anonymen Werkstätten ist, die den Chiemgau geprägt haben.


Zwischen Faktum und Vermutung

Ungeachtet der offenen Fragen verkörpert Gordian Gukh einen regionalen Künstler an der Schwelle von Gotik zu Renaissance. Er war mehr als ein Handwerker: als Bürgermeister und Werkstattleiter verband er bürgerliches Gewicht und künstlerische Autorität.

Seine Gestalt ist ein schönes Beispiel für jene „verborgenen Meister“, die oft erst durch detektivische Heimatforschung ins Licht treten.


Fazit

Gordian Gukh bleibt ein Künstler zwischen Legende und Wirklichkeit. Sicher ist: Er lebte in Laufen und wirkte als Maler und Schnitzer. Unsicher ist: Welche Werke tatsächlich von ihm stammen – und ob das Triptychon von Bernhaupten wirklich sein Hauptwerk ist.

Eines aber ist gewiss: Wer sich im Chiemgau mit offenen Augen auf Spurensuche begibt, stößt immer wieder auf solche verkannte Perlen. Vielleicht wird Gordian Gukh eines Tages den Platz erhalten, den er verdient – neben den großen Meistern seiner Zeit.


👉 Lesetipp:

  • Chiemgau-Blätter, Unterhaltungsbeilage des Traunsteiner Wochenblatts, 10. Dezember 1966, Artikel von Monsignore Roman Friesinger.