Hemma von Gurk

Illustration der heiligen Hemma von Gurk im Stil eines mittelalterlichen Manuskripts, in Landschaftsformat
Beruf/Rolle: Array
Geboren: 0995-00-00
Verstorben: 1045-00-00
Hemma von Gurk (ca. 995–1045) war eine adelige Stifterin aus Kärnten. Nach dem Tod ihres Gatten Graf Wilhelm wandelte sie ihren Besitz in Klöster und Kirchen um, darunter das Stift Gurk (1043). Sie galt als „Mutter der Armen“, wurde 1174 in den Gurker Dom erhoben und später als Heilige verehrt.

Hemma von Gurk – Leben, Werk und Nachhall

Herkunft und Jugend

Hemma wurde um 995/1000 geboren, vermutlich in Friesach oder im oberen Gurktal. Sie entstammte einer mächtigen Adelsfamilie, deren Besitzungen sich weit durch Kärnten zogen. Schon als junges Mädchen wuchs sie in einer Welt auf, die von Grenzlinien durchzogen war: zwischen Bayern und Slawen, zwischen Reich und Kirche, zwischen Krieg und Glauben.

Ihre Schönheit, so berichten Chronisten, habe nicht nur die Augen, sondern auch die Herzen bewegt. Und doch – es ist weniger die Schönheit ihres Gesichts als die Stärke ihres Herzens, die später unvergessen bleiben sollte.

Ehe und Witwenschaft

Hemma wurde mit Graf Wilhelm von der Sann verheiratet, einem der mächtigsten Herren in Kärnten. Die Ehe brachte ihr Reichtum, aber nicht ungetrübtes Glück. Wilhelm fiel um 1036/40 in einer Fehde – die junge Hemma blieb allein zurück.

Aus dem Verlust erwuchs eine Kraft, die ihr Leben prägte: Sie wandelte ihren Besitz in ein Werkzeug des Glaubens. Was andere als Witwenkummer erdrückt hätte, machte sie zur Quelle neuer Schöpfung.

Stifterin und Bauherrin

Um 1043 gründete Hemma das Stift Gurk – zunächst als Benediktinerinnenkloster. Sie brachte Nonnen aus Nonnberg in Salzburg nach Kärnten, um hier ein geistliches Zentrum zu schaffen. Dieses Werk stand nicht für sich allein. Hemma stiftete zahlreiche Kirchen und Klöster: mindestens neun sind urkundlich belegt, andere in der Tradition genannt.

Die Kirchen, die sie baute, waren nicht nur Orte des Gebets – sie waren Ankerpunkte in einer bewegten Welt. Zwischen Handelsstraßen, bäuerlichen Dörfern und Burgen setzten sie Zeichen: Hier herrscht nicht das Schwert, sondern das Kreuz.

Legende und Erinnerung

Die Legende erzählt, Hemma sei von tiefer Demut geprägt gewesen, habe ihre Reichtümer nicht für Prunk, sondern für Armenfürsorge und Kirchenbau verwendet. „Mutter der Armen“, so nannten sie die Menschen in Kärnten. Nach ihrem Tod um 1045/50 wurde sie bald verehrt. Als man im 12. Jahrhundert den Gurker Dom errichtete, legte man ihre Gebeine 1174 in das Kryptaheiligtum – ein Akt, der beinahe einer Heiligsprechung gleichkam. Von da an zogen Pilger, besonders aus Kärnten und Krain, zu ihrem Grab.

Bedeutung

Hemma von Gurk steht beispielhaft für die Frauenstifte des Hochmittelalters: Adlige Witwen, die ihr Vermögen der Kirche übergaben und damit geistliche wie territoriale Landschaften formten. Sie zeigt, wie eine Frau des 11. Jahrhunderts Macht ausübte: nicht mit Waffen, sondern mit Stiftung, Bau und Glauben. Bis heute lebt ihr Andenken im Gurker Dom, in Wallfahrten und Legenden.

Quellen und Literatur

WikipediaHemma von Gurk
Karlmann Tangl: Die heilige Hemma von Gurk und ihre Stiftungen (Wien, 1899).
Christine Tropper: Hemma von Gurk – Eine Frau des 11. Jahrhunderts (Klagenfurt, 2005).
Rudolf Simek: Kärntens Heilige (Klagenfurt, 1995).
Heinz Dopsch: Kärnten im Mittelalter. Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur (Klagenfurt, 1999).