Georg Pämer (*um 1645, † nach 1713) war ein Bildhauer aus Rattenberg in Tirol, der 1674 nach Traunstein übersiedelte, 1676 Traunsteiner Bürgerrecht.
verheiratat:
1. Ehe vor 1674, mit Euphrosina (N. aus Reichenhall?)
2. Ehe 1687/88 mit Eva (N. aus Traunstein?)
In Traunstein kaufte er eine Behausung und begründete die Werkstatt an der Brunnwiese, die bis zur Auflösung im Jahr 1814 vier Generationen von Bildhauern hervorbrachte. Pämer gilt als der eigentliche Begründer des hochbarocken Stils im Traunsteiner Raum. Zu seinem Vorgänger in Tryunstein Mießgang bestand keine offensichtliche Verbindung.
Seine Figuren zeichnen sich durch weltentrückte, nach oben gerichtete Blicke, leicht geöffnete Münder und den charakteristischen gespaltenen Bart aus. Auch die weich s-förmig abfallenden Gewandfalten und die um die Hüfte geschwungenen Stoffbahnen sind typische Merkmale seiner Kunst.
Werke im Chiemgau
Viele seiner Arbeiten sind bis heute in den Kirchen des Landkreises Traunstein und darüber hinaus erhalten:
1672: Großgmain, Pfarrkirche, Kreuzigungsgruppe (Österreichische Kunsttopografie XI)
1675/76: Bergen, Pfarrkirche, Chorbogenkruzifix, (Zuschreibung Bomhard)
1677/78: Domstiftskirche Herrenchiemsee, Eingangsportal, (Zuschreibung Bomhard)
1677/78: Domstiftskirche Herrenchiemsee, Fassadenfiguren aus Marmor, 4 Giebelfiguren, die noch heute die barocke Monumentalität des Bauwerks unterstreichen, (Zuschreibung Bomhard)
1679/80: Oberweissenkirchen, Hl. Barbara, Chorbogenkreuz (Zuschreibung Bomhard)
1681/92: Ettendorf, sämtl. Altarfiguren und Kruzifix (1689/90), (Zuschreibung Pämer)
1689/90: Vachendorf, sämtliche Figuren von Hochaltar, Seitenaltären und Kanzel (1689/90) – mit Figuren, die die Gläubigen in ihrer entrückten Haltung unmittelbar in die himmlische Sphäre ziehen, (Zuschreibung Bomhard)
1696: Grassau, Figuren des berühmten Altars der „Sieben Zufluchten“ mit den Heiligen Matthias und Valentin, (Zuschreibung Bomhard)
1685/88: Erlstätt, Hochaltarfiguren (ehem. Ruhpolding/Zell), (Zuschreibung Bomhard)
1690: Maria Eck, Hochaltarfiguren (verm. Zuschreibung Bomhard)
1694: Frauenchiemsee, Münster, Hochaltarfiguren (verm. Zuschreibung Bomhard)
undatierte Zuschreibungen:
Traunstein, Heimathaus, Zunftmonstranz mit Hl. Rupert?, (Zuschreibung Bomhard)
Traunstein, Heimathaus, Kopf eines Unbekannten, (Zuschreibung A. Rosenegger)
Traunstein, Salinenkirche, Figur des Heiligen Rupert, (Zuschreibung A. Rosenegger)
Thunstetten, Giebelfigur Hl. Florian an einem Bauernhaus, (Zuschreibung A. Rosenegger)
Bernhaupten, Filialkirche, Hl. Rochus, (Zuschreibung A. Rosenegger)
Unterwössen, Pfarrkirche, Nischenfigur Hl. Martin, (Zuschreibung A. Rosenegger)
Traunstein, St. Oswald, Prozessionsstangen mit eindrucksvollen Heiligendarstellungen, (Zuschreibung A. Rosenegger)
Bergen, Pfarrkirche, zwei Bruderschaftsstangen, (Zuschreibung A. Rosenegger)
Manche Werke fielen der Säkularisation zum Opfer: Figuren aus seiner Werkstatt wurden im Chiemsee versenkt und erst später wieder geborgen.
Bedeutung
Obwohl der Traunsteiner Raum nie ein großes Zentrum barocker Bildhauerkunst wie München oder Salzburg wurde, schuf Pämer ein künstlerisches Erbe von regionaler Bedeutung, das die Kirchenlandschaft des Chiemgaus bis heute prägt. Seine Werkstatt bildete den Ausgangspunkt für die Bildhauerdynastie der Dietrichs, die den Traunsteiner Barock bis ins frühe 19. Jahrhundert weiterführten.
Quellenhinweis:
Der Text beruht auf dem Vortrag „Skulptura TS – Figürlicher Traunsteiner Barock. Die Traunsteiner Bildhauer des 17. und 18. Jahrhunderts“ von Albert Rosenegger (zusammengefasst von Gudrun Perchermeier, gehalten am 26. Januar 2023 im Georgistüberl des Sailer Kellers, Traunstein), ergänzt um Aufzeichnungen von Albert Rosenegger, erhalten von ihm am 06. September 2025