Herkunft und Ausbildung
Berthold Pürstinger wurde 1465 in Salzburg geboren. Über seine Familie ist wenig bekannt, doch er erhielt eine gründliche Ausbildung und studierte Kirchenrecht an der Universität Perugia in Italien. Schon früh übernahm er Aufgaben im Salzburger Konsistorium und erarbeitete sich einen Ruf als gelehrter und gewissenhafter Jurist.
Bischof von Chiemsee
1508 wurde er zum Bischof von Chiemsee ernannt – einem Suffraganbistum des Erzbistums Salzburg, das in erster Linie als Weihbischofssitz diente. Sein Amt führte ihn zu zahlreichen Weihehandlungen, unter anderem zur Weihe der Kathedrale auf Herrenchiemsee im Jahr 1513. Als Bischof hatte er nicht nur geistliche, sondern auch administrative Pflichten im Auftrag des Salzburger Erzbischofs.
Reformgedanken und theologische Schriften
Pürstinger lebte in einer Zeit tiefgreifender kirchlicher Krisen. Schon vor der Reformation Martin Luthers zeigte er sich reformorientiert. 1524 veröffentlichte er die Schrift Onus ecclesiae, in der er Missstände in der Kirche ansprach. 1527 verfasste er im Kloster Raitenhaslach seine Hauptschrift, die „Tewtsche Theologey“ – eine umfassende Darstellung des Glaubens in deutscher Sprache. Sie wurde später auch auf Latein veröffentlicht. Mit diesem Werk zählt Pürstinger zu den frühen Theologen, die den Glauben in der Volkssprache vermitteln wollten.
Amtsverzicht und Rückzug
Ab 1516 trug sich Pürstinger mit dem Gedanken, sein Amt niederzulegen. 1526, mitten in einer Zeit von Bauernunruhen und den ersten Auswirkungen der Reformation, gab er schließlich das Bischofsamt auf. Er zog sich in das Kloster Raitenhaslach zurück, wo er als Theologe wirkte und seine Schriften verfasste.
Soziales Engagement in Saalfelden
1532 ließ er sich in Saalfelden nieder. Dort gründete er eine Priesterbruderschaft und ein Armenspital, das sowohl bedürftigen Klerikern als auch Laien zugutekam. Pürstinger vermachte dem Spital sein gesamtes Vermögen – ein Zeichen seiner tiefen sozialen Verantwortung.
Tod und Nachwirkung
Berthold Pürstinger starb am 19. Juli 1543 in Saalfelden. Sein Grab ist heute nicht mehr erhalten, doch sein Wirken hat Spuren hinterlassen. Als Bischof von Chiemsee war er ein Mann zwischen Tradition und Reform, als Theologe ein früher Vermittler der Glaubenslehre in deutscher Sprache, und als Stifter ein Anwalt der Armen.