Ein Pilger mit dickem Schädel
Der heilige Rochus war von Anfang an ein Querkopf. Als die Pest in Italien umging, liefen alle anderen davon nur er nicht. „Wenn die Pest schon zu mir will, soll sie mich wenigstens beim Arbeiten finden!“ So sagte er und stapfte mitten in die verseuchten Gassen hinein. Statt ein Wirtshaus aufzusuchen, da ging er lieber von Krankem zu Krankem und verteilte Wasser, Suppe und gute Worte. Manche meinten später allein sein Humor habe schon mehr Leute gesund gemacht als alle Kräutertränke.
Das Bein, das jeder sehen musste
Doch irgendwann erwischte ihn die Pest dann selbst. Mit einer Beule am Oberschenkel so groß wie ein Laib Brot wankte er in den Wald. Und was tat der Rochus? Er setzte sich hin, zog sein Gewand hoch und rief in die Bäume: „Na, schaut her, ich bin auch einer von euch!“ Er war eben keiner, der Leiden im Stillen ertrug jeder musste seine Pestbeule sehen, ob er wollte oder nicht.
Der Hund als Bäckergehilfe
Gerade als er dachte es sei aus kam ein Hund angelaufen. Und was brachte der? Jeden Tag ein Stück Brot im Maul! Rochus schimpfte zwar: „Hast du etwa beim Bäcker die Semmeln geklaut?“ Aber er aß sie dann doch, und siehe da er blieb am Leben. Manche sagen der Hund habe ihm sogar den Wein nachgetragen, aber das erzählen nur die Wirtsleute.
Der Engel als genervter Pfleger
Noch besser: Ein Engel erschien, verband seine Wunde und seufzte dabei: „Wenn du dein Bein nicht immer so hoch in die Luft hieltest, dann wäre es halb so schlimm.“ Darauf Rochus: „Ach, aber so sehen’s wenigstens alle!“ – und reckte das Bein noch höher. Selbst der Engel musste lachen.
Ein Heiliger im Kerker
Als Rochus dann später zurück nach Frankreich kam war er abgemagert, vernarbt und völlig unkenntlich. Die Leute hielten ihn für einen Landstreicher oder Spion und sperrten ihn kurzerhand ein. Im Kerker zeigte er den Wärtern jeden Tag seine Pestbeule woraufhin sie erschrocken die Tür verriegelten und ihm das Essen nur noch unter der Luke durchschoben. So wurde es im Gefängnis erstaunlich ruhig und keiner wagte mehr ihn zu stören.
Warum man beim Niesen an Rochus denkt
Erst nach seinem Tod merkten die Leute, wer da wirklich im Kerker gesessen hatte. Und so wurde aus dem „komischen Pilger mit Hund und Beule“ der große Pestheilige Europas.