Romanische Kirchen im Chiemgau

Romanische Kirchen und Baukerne im Chiemgau

Zwischen dem 11. und frühen 13. Jahrhundert entstehen im Chiemgau zahlreiche steinerne Dorf- und Filialkirchen. Viele sind später gotisch oder barock überformt, doch der romanische Kern bleibt erkennbar. Datierungen beruhen überwiegend auf stiltypologischen Befunden (Denkmalpflege/KDB), nicht flächendeckend auf Archäologie.

Warum gerade 1100–1250? (aufklappen)
  • Kirchenpolitische Konsolidierung (Salzburg / Archidiakonat Baumburg)
  • Wirtschaftlicher Aufschwung (Rodungen, Salzhandel) → Mittel für Steinbauten
  • Pastorale Verdichtung: Filialkirchen für Weiler/Einöden
  • Mögliche koordinierte Bauwellen um 1200 (einheitliche Bauhütte)

Interaktive Karte

Übersicht der Bauwerke

Ort / Kirche Zeitstellung Kurzbeschreibung
Einharting (Vachendorf) – St. Margareta 12.–13. Jh. (Kern) Filiale von Vachendorf; spätgotische Eingriffe (2. Viertel 15. Jh.), Sakristei um 1500, Turm 1663/64.
Alferting (Vachendorf) – St. Georg um 1200 (Kern) Romanisches Langhaus; Chor spätgotisch um 1500; Westturm barockisiert.
Vogling (Siegsdorf) – St. Johannes d. Täufer 1. Hälfte 12. Jh. (Kern) Kleiner Saalbau; Chor 14./15. Jh.; Verlängerung 1630.
Bernhaupten (Bergen) – St. Jakobus 12. Jh. (Langhaus) Chor/Sakristei Anfang 15. Jh.; Turm 1669.
Altenmarkt a. d. Alz – Stiftskirche Baumburg ab 1107 (Stift) Romanischer Kern (Krypta/Westteile), später barock überformt.
Prien-Urschalling – St. Jakobus 12. Jh. Selten gut bewahrter romanischer Eindruck; berühmte Fresken.
Schleching-Raiten – St. Maria zu den sieben Linden 11.–12. Jh. (Kern) Gotischer Chor um 1440; Turm Anfang 18. Jh.
Waging am See – St. Rupertus (Gaden) 11.–12. Jh. (Kern) Romanischer Kern; Gaden erzeugen Kirchenburg-Charakter.
Kirchstätt (Schnaitsee) – St. Magdalena 12. Jh. (Turm) Ländlicher Bau; später überformt.
Ruhpolding – St. Georg 12.–13. Jh. (mutmaßlich) Wahrscheinlich romanische Chormauern; spätere Erweiterungen.

Einzelinformationen

Vachendorf & Filialnetz

Die Filialkirchen Einharting, Alferting, Bernhaupten und Vogling bilden ein kompaktes Netz im Bereich der Mutterpfarrei Vachendorf. Die zeitliche Nähe der Baukerne spricht für koordinierte Bautätigkeit (Bauhütte/Archidiakonat).

Quellenlage

Datierungen nach Denkmäler in Bayern – Landkreis Traunstein (Kießling/Reimann, 2007) und Einträgen der Denkmalpflege. Die Zuschreibung „um 1200“ ist stiltypologisch und sollte, wo möglich, durch Bauuntersuchungen (z. B. Dendro) ergänzt werden.