Der Spießbock heißt so, weil seine Hörner aussehen wie zwei perfekt gespitzte Lanzen. Oryx gazella, sagen die, die gern schlau klingen. Aber er läuft nicht durch Botaniker-Gärten, sondern durch Wüsten – Namibia, Botswana, Südafrika – dort, wo der Horizont flimmert und der Boden mittags heiß wird wie eine Herdplatte.
Und jetzt das Verrückte: Wenn’s richtig brennt, macht er nicht das, was wir Menschen machen würden. Kein Schatten suchen, kein Panik-Schwitzen. Der Spießbock dreht seinen inneren Thermostat einfach höher. „Okay, Körper, heute werden wir halt ein bisschen heißer.“
Manchmal steigt seine Temperatur auf 45 Grad – fast wie ein Backofen in der Aufwärmphase. Aber er fällt nicht um.
Das Geheimnis steckt in seinem Kopf. Direkt über der Nase sitzt ein feines Geflecht aus Blutgefäßen – wie ein kleines Wunderwerk aus roten Fäden. Dort trifft das heiße Blut aus dem Körper auf das kühlere Blut aus den Nasengängen.
Und weil er ständig atmet, kühlt der Luftzug in der Nase dieses Blut ein bisschen runter. Diese Frische geht direkt ins Gehirn.
Der Rest vom Körper kann also glühen, aber der Kopf bleibt klar – wie ein Laptop, der einen extra kleinen Lüfter nur für den Prozessor hat.
Ich lehne mich zurück, betrachte das kleine Spießbock-Schleich auf dem Tisch und denke: „Der ist wie so ein Wüsten-Superheld, nur ohne Cape.“
Und irgendwie gefällt mir die Idee, dass Überleben manchmal einfach heißt: heiß werden dürfen – solange der Kopf kühl bleibt.