Nuage

Kurzbeschreibung

Kurzer poetischer Gedankensatz – leicht, schwebend, präzise formuliert. Kein Abschluss, sondern ein Öffner

Ausführlicher Text

Ein Nuage ist kein Satz. Es ist ein Atemzug in Sprache. Eine Verdichtung ohne Schwere, eine Öffnung ohne Erklärung. Er gleicht einer Wolke: formklar und formlos zugleich, geboren aus einem Moment, doch fähig, Zeit zu übersteigen. Der Nuage hält nicht fest – er lässt frei. Er berührt, aber erklärt nicht. Er gibt einen Impuls – kein Urteil. Wie ein Kiesel im Wasser zieht er Kreise, die sich erst beim Leser, bei der Leserin vollenden. Er ist weder Aphorismus noch Haiku, weder Spruch noch Gebet – und doch erinnert er an all das. Im oisologischen Wörterbuch erscheint der Nuage oft am Ende eines Eintrags: als Nachklang, als Schwebeton, als offenes Fenster. Denn manche Bedeutungen lassen sich nicht sagen – nur anwesend machen.

Nuage

Ein Nuage ist ein Flügelschlag aus Worten.
Leicht genug, um aufzusteigen
Tief genug, um zu bleiben.

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