Die Sieben Körper: Meine Antworten auf eine kallisophische Selbstbefragung

🌾 Körper 1 – Ressourcen

Ressourcen sind für mich keine Dinge die ich besitze. Sie sind Räume, Beziehungen und Zustände. Sie entstehen immer dort wo etwas in mir antwortet und wo ich mit der Welt in Berührung bin.

Ich schöpfe Kraft aus der Stille, aus dem Schönen, aus echter Zuwendung. Wenn im Außen nichts trägt dann wende ich mich nach innen. Dort finde ich etwas, das ich „Leuchten“ nenne: eine stille Kraft die aufscheint, wenn ich mit dem Leben verbunden bin. Nicht nur mit mir sondern mit dem was mich umgibt, seien es Menschen, Natur, Musik. Was auch immer. Es ist dann etwas das größer ist als ich.

Reich fühle ich mich wenn ich geben kann. Wenn ich spiele, erzähle, singe, male, wenn ich Menschen berühre. Das ist dann ein Reichtum der bleibt auch wenn alles andere vergeht.

Ich kenne das Gefühl leer zu sein. Das kommt meist nach Momenten intensiven Gebens. Dann suche ich keine Ablenkung sondern Stille, Meditation, Rückbindung. Körperlich nähren mich dann zum Beispiel Wasser, Sonne oder auch Bananen. Innerlich sind es Dinge mit Bedeutung: Geborgenheit, Freude, ein Blick, ein Moment von Nähe.

Was mir Energie raubt ist Ungerechtigkeit. Sie trifft mich unmittelbar. Aber ich bleibe dann nicht im Mangel stehen. Wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät versuche ich mich neu auszurichten nicht durch Rückzug sondern durch Hinwendung zum Menschen, zum Tun, zur Klarheit, eben dann im eigenen Handeln gerecht zu sein.

Ein Aspekt, den ich lange unterschätzt habe ist der Raum den ich anderen lasse. Als Zuhörender, als Künstler, als Mensch. Nicht alles muss gesagt und nicht alles muss erklärt werden. Manchmal – besser immer – entsteht das Wesentliche im Dazwischen.

Ich habe begonnen diesen Raum bewusster zu gestalten: nicht mit Leere, sondern mit Möglichkeit. Ein offener Raum ist nämlich kein Rückzug, sondern er ist ein Angebot an den Anderen.

Ressourcen bedeuten für mich letztendlich nicht etwas zu haben, sondern zu wissen was mich trägt. Und mir dann zu erlauben daraus zu leben und etwas zu er-leben.


🌊  Körper 2 – Leben

Mein Leben ist ein Fluss. Ich bin Quelle, Lauf und Mündung zugleich. Am tiefsten wird er dort, wo er ins Meer fließt dort, wo Bewegung und Ruhe nicht mehr gegeneinander stehen. In diesem Übergang liegt für mich Wahrheit.

Es gab einige Wendepunkte in meinem Leben. Nicht viele waren es, dafür aber tiefe. Schon im Moment ihres Geschehens wusste ich: Hier ändert sich gerade etwas. Was ich aber erst später verstand: wie weit dieser Wandel letztendlich tragen würde. Manche Wenden wachsen nach innen und sie durchdringen dann erst mit der Zeit das ganze Leben.

Ein gutes Leben? Für mich: ein erfülltes. Es braucht keine Theorien, auch keine Bilanzen. Nur das Empfinden: Ja, so ist es gut. Das reicht mir.

In Zeiten in denen nichts wächst lasse ich es halt einfach gut sein. Ich weiß um den inneren Winter. Und dann zwinge ich nichts, sondern ich warte. Nicht passiv sondern lauschend. Manchmal spürt es dann der Bauch, manchmal auch der Kopf. Beides hat seinen Platz und beides ist wichtig.

Ich bewahre Dinge, die Bedeutung tragen nicht wegen ihres materiellen Wertes sondern wegen ihrer Geschichten, die sie tragen. Wie zum Beispiel die Brosche vielleicht, unscheinbar aber sie verbindet mich mit etwas das mir nah ist. Sie ist kein Talisman. Aber ich habe ihr Bedeutung gegeben. Ich gebe die Bedeutung und das genügt.

Es gibt Momente, in denen ich mein Leben überwältigend spüre: wach, durchlässig, ganz da. Oft in Begegnung, in Polarität also. In echter Verbindung mit Anderen und Anderm.

Manchmal ist es auch etwas ganz Kleines das mich verändert wie neulich:

Da gab ich gab jemandem Raum, ganz bewusst. Nicht aus Helferdrang und auch nicht aus Pflicht, sondern aus dem inneren Wunsch einfach da zu sein. Und siehe da: es hat gewirkt.

Was mich in Bewegung bringt, auch wenn ich müde bin, das nenne ich das „Leuchten“. Es ist das, was zwischen mir und der Welt lebt. In den Zwischenräumen, in den Beziehungen. Vielleicht ist es eine Form von Eros, nicht als Trieb sondern als Zwischenraum, als eine Beziehung im Zwischenraum.Ich weiß dass ich nicht allein bin und das trägt mich.

Mein Leben ist kein Buch mit Lieblingskapiteln. Es ist ein Ganzes. Ich bin all das: die Wendungen, die Gegensätze, das Helle, das Schwere, die sogenannten „Fehler“. So wie Maria Ägyptiaca, die erst im Erkennen beider Seiten ganz wurde.

Was ich nicht bereuen will? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Vielleicht muss ich ja auch gar nichts bereuen. Vielleicht genügt es ja, einfach da gewesen zu sein.

Ganz.

🎨 Körper 3 – Kultur

Kultur beginnt dort wo das Innere eine Form findet, wo das was ich bin im Sichtbaren nachklingt. Nicht zufällig sondern als Ausdruck von Zuwendung. Ich bewahre das Schöne nicht als Besitz sondern als Haltung. Für mich ist das Schöne keine Zierde, es ist eine Notwendigkeit. Es richtet auf. Es verbindet. Es heilt. Nicht weil es nützlich ist sondern weil es Sinn stiftet.

Ein prägender Moment war für mich das Lesen eines Buches von Daisetsu Suzuki über Zen-Buddhismus. Ich spürte darin eine Stimme, die mich meinte und zwar über Raum und Zeit hinweg, ganz direkt fühlte ich mich angesprochen. Ein Satz, ein Ton, ich weiss es nicht mehr und irgendetwas in mir antwortete.

Seitdem suche ich diesen Zwischenraum zwischen dem Ich und der Welt, zwischen dem Hören und Sprechen, zwischen Tun und Lassen. Ich erkenne Schönheit nicht im Werk allein sondern vor allem in dem, was zwischen dem Werk und mir entsteht, was es auslöst. Wenn ein leises inneres Ja auftaucht dann ist es stimmig.

Ich weiß, wann ein Werk fertig ist. Und ich weiß auch, wann ich drüber bin, wenn ich es zu sehr will. Dann atmet es nämlich nicht mehr.

Kreativität ist für mich kein Akt der Erfindung sondern des Neuordnens. Ich brauche dafür nicht viel. Ich brauch nur einen Moment der offen ist. Dazu Ruhe. Resonanz. Möglichkeitsraum.

Was ich dann weitergeben möchte ist keine Botschaft sondern eine Einladung. Eine Einladung dieses „Leuchten“ zu spüren. Jenen Zwischenraum in dem etwas lebt zwischen dir und mir. Zwischen Welt und Wahrnehmung. Offen. Poetisch. Frei.

Ich arbeite mit Geschichten, auch mit Bildern. Mit Sprache die zugänglich bleibt: sachlich, aber lebendig. Poetisch aber ohne esoterischen Watte-Nebel. Wahrhaftig, aber nicht erhaben.

Kultur ist für mich nicht das was man vermittelt sondern wie man sich begegnet.

💠 Körper 4 – Werte

Wert entsteht für mich nicht im Objekt sondern in der Beziehung. Wenn jemand hinsieht, hinhört, sich berühren lässt, dann wird etwas wertvoll. Ohne Resonanz kein Wert.

Ich erkenne Wert in der Schönheit. In der Berührung. Im „Leuchten“, wie ich es nenne. Nicht im Preis sondern im Echo das etwas hinterlässt.

Wenn ich etwas erschaffe und mich darin erkenne, dann hat es für mich Bedeutung. Wenn ein anderer Mensch sich darin gespiegelt fühlt, dann hat es auch für ihn einen Wert. Vielleicht ein anderer als meiner aber deshalb nicht weniger wahr.

Geld war lange ein schwieriges Thema. Ich habe gerungen um Anerkennung, um Existenz, um Sichtbarkeit. Heute weiß ich: Der Wert meiner Kunst liegt ganz woanders. Er ist nicht käuflich. Und gerade das macht ihn frei.

Ich bin unabhängig geworden zwar nicht reich aber dafür unbezahlbar. Und diese Freiheit ist mir selbst ein Wert.

Wert zeigt sich auch im Zurücktreten. Wenn ich Raum gebe für andere, für ihr Tun und für ihr „Leuchten“. Manchmal ist mein stärkster Beitrag, dass ich nicht im Vordergrund stehe. Projekte wie die „Sieben Perlen“ haben mir das gezeigt. Mein Werk ist dann stark, wenn es anderen Raum gibt um zu glänzen.

Der höchste Moment von Wertschätzung? Wenn ich ganz eins bin mit dem was ich tue. Wenn Raum und Zeit verschwinden beim Schreiben oder Komponieren, beim Schnitzen, Zeichen, auf der Bühne oder im Klang. Dann bin ich nämlich nicht mehr „Ich“. Dann bin ich Tun bin Ausdruck, bin einfach Gegenwart. Das ist das Höchste: Nicht bewundert werden sondern aufgehen in diesem „Leuchten“.

Und wem gilt das alles? Es gilt allen und zugleich niemandem. Ich schenke es. Wer es nimmt, der nimmt es. Wer nicht, der eben nicht. Ich lasse es jedem frei.

Auch das ist Wert.

🔥 Körper 5 – Verantwortung

Verantwortung lässt sich nicht übertragen. Auch nicht einfordern. Und schon gar nicht aufdrängen. Sie wächst und zwar aus dem Innersten. Nur wer bei sich ist kann Verantwortung tragen. Und dann auch nur für das was wirklich zu ihm gehört. Wird sie von außen auferlegt, dann verliert sie ihre Würde und ist nicht Verantwortung, sondern Zwang.

Wahre Verantwortung beginnt dort, wo ich mich erkenne im Spiegel meiner Entscheidungen, meiner Werte, meines Tuns. Sie zeigt sich eben nicht nur im Handeln. Manchmal liegt sie gerade im Nichttun, im Zulassen. Im Zuhören. Oder im Raumlassen. Und letztlich vielleicht darin zu erkennen, wo mein Einfluss endet und das Vertrauen beginnt.

Verantwortung kann tragen. Nicht weil sie leicht ist, sondern weil sie wahr ist. Was uns erdrückt, das ist nicht die Verantwortung sondern es ist die Angst, ihr nicht gerecht zu werden. Oder auch der Versuch ihr auszuweichen.

Fehler gehören dazu. Wer handelt, der irrt auch mal. Wer sich bewegt, der fällt auch mal hin. Und ohne Fehler entstünde auch gar nichts Neues. Stillstand ist kein Beweis für Klarheit, er ist vielleicht nur für Angst vor Konsequenz.

Und Verantwortung ist kein Schuldbuch. Sie rechnet nicht auf. Sie verlangt keine Absolution. Sie lebt in der stillen Bereitschaft sich selbst gegenüber ehrlich zu sein.

Und was bleibt, wenn ich gehe? Vielleicht nichts. Vielleicht alles. Vielleicht ist es wie das Klatschen einer einzelnen Hand: nicht hörbar und doch da.

🔨 Körper 6 – Handeln

Handeln ist für mich kein abstrakter Begriff, sondern ich erlebe es täglich. Im künstlerischen Tun, in Gesprächen, im Kleinen. Manchmal sogar beim Ausfüllen der Steuerformulare. Ich schiebe Dinge auf – ja, ich geb’s zu. Vor allem natürlich , wenn sie unangenehm sind. Aber irgendwann kommt dann halt doch der Punkt an dem ich spüre: Jetzt! Weil ich halt einfach die Folgen sonst nicht tragen will oder nicht tragen kann.

Ich handle oft aus einem inneren Abwägen. Nicht impulsiv, sondern stimmig. Im Versuch in Einklang mit mir zu sein. Die Entscheidung für die Kunst war vielleicht meine klarste Handlung. Sie war kein Karriereschritt sondern eine innere Notwendigkeit. Ein langsames Ja. Ein Schritt aus dem Funktionieren in ein Leben, das mir wirklich entspricht.

Ich glaube nicht an große Gesten. Mich berühren kleine, echte Dinge: Ein ehrliches Wort oder ein Moment wirklicher Nähe. Ein Lächeln das nicht geplant war. Dort liegt die Kraft des Handelns. Im Nahen, im Konkreten, im Leuchtenden.

Wiederholungen geben mir Halt. Die Sauna. Die Meditation. Nicht als Pflicht sondern als Raum. Ritual ist Handlung mit Tiefe. Und Nicht-Handeln? Ist manchmal das Klarste überhaupt. Wenn ich bewusst Nein sage. Nicht aus Trotz sondern aus Priorität.

Auch das ist Handlung: Entscheidung. Im kreativen Tun vergesse ich mich. Ich werde zu dem, was ich tue im Klang, im Schreiben, im Spiel. Dann bin ich nicht mehr getrennt sondern eins mit dem Werk.

Das ist Gegenwart in Reinform. Manche Handlungen entstehen absichtslos. Nicht weil ich etwas beweisen will sondern weil etwas getan werden will. So entstand auch das Siebenkörper-Modell: aus einem Ja ohne Plan.

Und genau darin liegt für mich wahres Handeln.


Diesen Text habe ich am 15. Oktober 2025 mit Hilfe von Karolin verfasst. Ich habe sie angewiesen, mich im Licht der Sieben-Körper zu befragen und der Text ist eine gemeinsam mit ihr aufbereitete Zusammenfassung meiner Antworten.