Mira sitzt am Mittersee. Die Füße im Sand, Wasser plätschert ihr gegen die Knöchel.
Also echt jetzt… wie schön ist das bitte? Und keiner redet davon. Keine Insta-Story, kein „Hier muss man mal gewesen sein“-Ding. Einfach da. Und einfach mega.
Sie dreht den Kiesel in ihrer Hand, der so flach ist, dass man ihn eigentlich werfen müsste. Aber irgendwie will sie nicht stören.
Ich glaub, das ist das Krasseste an dem Ort hier: der sagt nicht „Mach was!“, sondern einfach nur „Bleib.“
Und ich so: okay.
Also… Ressourcen. Ja. Das Wort klingt halt so… keine Ahnung. Wie was mit Flipchart und so CO₂-Pfeilen und Nachhaltigkeits-Workshops mit Bio-Obst.
Aber eigentlich ist’s viel einfacher. Für mich jedenfalls. Es ist das, was da ist. Nicht das, was man kaufen kann oder irgendwie effizient machen muss. Sondern das, was halt einfach da ist und reicht.
Ein Junge ruft nach seiner Mama, zwei Enten watscheln durchs Bild. Mira grinst, zieht den Grashalm aus dem Mund und schaut ins Wasser.
Zum Beispiel das hier. Sonne. Ein bisschen Wind. Zeit, die sich nicht beeilt. Und ich. Mehr brauch ich grad nicht.
Ey, ich hab doch sonst nix. Kein Plan. Kein Job, der sich erwachsen anfühlt. Keine Ahnung, was ich in fünf Jahren mach. Aber hier hab ich alles. So komisch das klingt.
Sie kickt einen Stein ins Wasser, ganz langsam, mit der Fußspitze. Die Wellen machen keinen Aufstand. Sie kommen einfach.
Ich vergesse ständig Sachen. Mein Schloss. Meine Schlüssel. Neulich hab ich nen Topf auf dem Herd stehen lassen. War blöd. Aber die Sachen, die wichtig sind – die vergess ich nicht.
Wie wenn mir jemand was erzählt. So ein richtig alter Mensch. Oder wenn mir wer was gibt und dabei nix sagt, aber man spürt so: Das ist wichtig für den. Und jetzt ist’s auch wichtig für mich.
Das ist doch auch ’ne Ressource, oder? Wenn jemand dir was gibt, das mehr ist als das Ding selbst. Vertrauen oder so. Wärme. Keine Ahnung.
Ein Wind geht durch die Bäume. Ihre Haare fliegen ihr kurz ins Gesicht, sie pustet sie weg.
Und ey, das klingt jetzt vielleicht cheesy, aber: Ich glaub, das Leben gibt einem voll viel, wenn man mal aufhört, so dauernd dagegenzudenken. Einfach da sein. Gucken. Spüren. Mehr nicht.
Ich mein – was, wenn wir Ressourcen nicht verbrauchen, sondern einfach… bemerken?
Sie lehnt sich zurück ins Gras. Der Stein im Rücken ist gar nicht unbequem, eher so wie: Halt dich mal kurz fest.
Manchmal denk ich: Ich hab keine Ahnung vom Leben. Aber dann sitz ich hier. Und denk mir: Vielleicht reicht das schon.
Mira über Ressourcen