Vatanen: 1 Rauch, Regen, Reden

Gelesen: hier Kirche gebaut, romanisch, zwölftes Jahrhundert. Stein, groß, zu viel groß für kleines Dorf. So steht in Büchern. Trocken. Datum, Name, fertig.

Ich frag mich: wie kann wirklich gewesen? Nicht nur Mauer, nicht nur Zahl. Wie Luft gerochen, wie Stimmen geklungen? Wer gelacht, wer geschimpft?

Denk mich hinein. Sehe Stube voll Rauch, höre Glocke im Regen. Vielleicht so gewesen. Vielleicht anders. Wer weiß.

Tür geht auf, ich trete ein. Schwelle nass, Boden rutscht. Luft steht schwer. Rauch zieht von Herd, Fell dampft, Brot riecht verbrannt, Hund tropft. Riecht nicht gut. Augen brennen, Nase läuft. Für sie normal, für mich Nasen-Prügel.

Männer sitzen an Tisch, heben Krüge, reden schwer. Frauen stehen an Herd oder Feuerstelle offen? Weiß nicht. Frauen schieben Kinder zurück. Mägde lachen, Knechte spähen Magd. Spender steht, schenkt Bier, sagt fast nichts.

Moier hebt Stimme: „Pfarrer sprach klar. Holz vergeht, Stein bleibt. Kirche muss stark sein, zu Ehre Gottes und Dorf.“
Einer brummt: „Ehre Gott ja, aber Rücken bricht. Wer zieht Stein, wer fährt Kalk? Wir brauchen Feld, nicht Mauer.“
Anderer lacht: „Pfarrer spinnt. Gott hört auch in Holz.“

Frauen drehen Köpfe, lachen trocken. Eine legt Brot hin: „Ihr redet von Rücken. Wir tragen Wasser, wir backen, wir gebären. Wer zählt unsere Last?“
Magd kichert: „Große Kirche, große Hochzeit. Auch das zählt.“
Knecht schaut hinüber, rotes Gesicht kriegt.

Moier klopft Tisch, Krug wankt. „Ist beschlossen so. Ob wir wollen oder nicht. Aber Dorf soll nicht faul aussehen.“
Einer murmelt: „Dann so.“ Rest nickt, schwer.

Alte Frau sagt: „Stein schützt. Wenn Krieg kommt, laufen wir in Haus Gottes. Lieber tragen heute schwer Steine, als brennen wir morgen.“
Junge Frau lacht scharf: „Mir reicht Dach, das nicht tropft. Stein oder Holz, Kinder schreien eh trotzdem.“

Rauch hängt wie zweites Dach über Köpfen. Augen rot, keiner hustet. Kinder platschen in Pfütze, war immer schon, Frauen reden weiter, Männer trinken leer. Magd singt halben Vers, dann schweigt.

Ich sitze hier still, höre alles in mich. Denk: In Finnland bauen wir neu, wenn Holz fault. Kein Drama. Hier wollen Stein. Schwer, ewig sagen. Vielleicht weil Regen auch ewig hier. Vielleicht weil Salzburg Wort schwerer als Rückenkraft.

Glocke draußen, dumpf im Regen. Drinnen Stimmen verklingen. Kein Beschluss, nur Schweigen, Bier, Brot. Aber Bau kommt. Ob sie lachen, fluchen, schweigen. Werden nicht gefragt von Erzbischof.

Notiz:
So könnte es gewesen sein. Vielleicht nicht. Aber Bild steht – im Rauch, im Regen, im Reden.