Hemma 3.2.: Steinerne Zeugen

Von den Steinen will ich nun sprechen, von jenen, die mehr reden als mancher Mensch.

Denn unser Herr Konrad hielt nicht still bei Worten und Urkunden – er wollte Mauern sehen, Türme, Bögen, die dem Himmel trotzen und zugleich von ihm erzählen.

Holz war schnell gebaut, schnell verbrannt, schnell verfallen. Doch Stein – Stein blieb. ‚Der Glaube,‘ sprach er, ‚soll nicht vergehen wie ein Dach aus Brettern. Er soll stehen wie Mauern, die den Sturm aushalten.‘ Und so ließ er bauen, hier und dort, in Stadt und Dorf, wie ein Netz, das sich spannte über das Land.

Ich sah ihn, wie er Pläne rollte, wie er mit dem Finger über Pergament strich, als lege er schon den Grund. ‚Hier ein Chor, dort ein Turm, so hoch, dass das Tal ihn sieht.‘ Und dann lachte er, wenn einer meinte: ‚Herr, das wird zu teuer.‘ – ‚Teuer?‘ sprach er, ‚teuer ist es, wenn der Glaube schwindet. Stein aber ist Gewinn.‘

Die Romanik nennt ihr es heute – für uns war es einfach Ordnung und Dauer. Dicke Mauern, kleine Fenster, Bögen, die wie kräftige Schultern Last tragen. Kein Prunk, kein Gold, sondern Gewicht, Klarheit, Ruhe.

Wenn wir einzogen in eine neue Kirche, noch frisch der Kalk, noch feucht der Putz, da roch der Raum nach Erde und Hoffnung. Ein Lied hob sich, tief und rauh, und es war, als ob der Stein selbst mitsang. Ich sah die Menschen, die dort knieten: Bauern, die vom Feld kamen, Kinder, die noch Erde an den Füßen hatten – sie blickten auf und dachten: ‚Dies steht für uns. Dies trägt mehr als unser Dach.‘

So war Konrad. Für ihn war jeder Stein eine Predigt. Kein Blatt Papier konnte das sagen, was ein Bogen sagte, wenn er sich spannte über dem Chor. Kein Siegel konnte so fest binden wie ein Turm, der über den Dächern wachte.

Darum sage ich: Wer die Romanik verstehen will, der muss hören, wie Steine reden. Und glaubt mir – sie reden noch. Auch hier, auch jetzt, in diesen Mauern.

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