Logbuch 1c: Sakrale Schwelle ELSTER

Eingeweiht in den Zweifel.

Ort: Terrasse, erhoben über dem Alltag
Zeit: 10:56 Uhr
Wetter: Hochnebel – über mir, der Nebel; aus mir, der Dampf
Projektleitung: Joki
Begleitung: Ihre Majestät Königin Caroline von Bayern, unauffällig anwesend

Ich sitze draußen. Noch einmal. Letzte Zigarette vor dem Fall, das wird jedem Delinquenten zugestanden. Letzte Tasse Kaffee vor dem digitalen Riss. Alles in mir ruft: Nein! Aber die Steuer ruft lauter. Ich versuche, ruhig zu bleiben. Mir gut zuzureden. Mich zu sehen als jemand, der über den Dingen steht. Der vorbereitet ist. Und wenn nicht vorbereitet, dann wenigstens bereit zur Niederlage.

Elster. Ein Name wie ein Vogel, aber in Wahrheit ein Portal. Und zwar kein digitales, sondern ein liturgisches – eines, das sich nur einmal im Jahr öffnet, unter Nebel, unter innerem Widerstand. Es ist als beträte man eine Kathedrale aus Formularfeldern, gotisch, verschachtelt, unmenschlich schön in ihrer Komplexität. Ob das so gewollt war? Ob die Programmierer sich ihrer eigenen Schöpfung bewusst waren? Ich glaube ja an das Gute im Menschen. Ich glaube es war gut gemeint. Ein freundlicher Name für einen sehr ernsten Vorgang. Doch was dabei herauskam, scheint mir ein System zu sein, das niemand mehr ganz durchblickt nicht einmal seine eigenen Wächter. Vielleicht irre ich mich. Vielleicht ist alles ganz einfach. Aber bevor ich es herausfinde, werde ich vielleicht noch eine Zigarette rauchen. Oder zwei. Ich bin schließlich gläubig in meiner Weise.

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