Macbeth über das Leben

Platzhaltergrafik mit dem Text ‚No Image Available‘ vor einem dunklen Hintergrund. Eine stilisierte Weltkugel ist zu sehen.

Szene:

Ein Garten. Aber keiner, wie man ihn kennt.

Die Pflanzen sind aus Gedanken, die Tiere aus Erinnerungen.

Du sitzt auf einer Bank. Macbeth kommt durch einen Rosenbogen, an dem keine Rose wächst.

Du:

Macbeth.

Heute frage ich dich nicht nach Macht.

Sondern nach dem Leben.

Macbeth (bleibt stehen):

Ein großes Wort.

Zu groß für einen wie mich.

Ich habe es nie ganz betreten.

Du:

Und doch warst du Teil davon.

Was ist Leben für dich?

Macbeth (setzt sich langsam):

Ein wucherndes Ding.

Es will mehr, immer mehr.

Selbst das Gras strebt höher, als es darf.

Du:

Ist das Vielfalt?

Macbeth:

Vielleicht.

Vielleicht ist Vielfalt nur der höfliche Name für Unruhe.

Du:

Ich sehe in ihr Reichtum.

Macbeth:

Ich sah in ihr Bedrohung.

Jede Möglichkeit, die nicht meine war, machte mich nervös.

Du:

Und jetzt?

Macbeth (blickt auf den Boden):

Jetzt beneide ich die Dinge, die ohne Absicht leben.

Ein Blatt.

Ein Frosch.

Ein Windstoß.

Du:

Du hättest anders leben können.

Macbeth:

Nein.

Ich hatte nur diesen einen Ton.

Ich war keine Melodie.

Ich war ein einziger, angeschlagener Akkord.

Du:

Du klingst müde.

Macbeth (leise):

Ich bin es.

Aber nicht vom Töten.

Vom Nicht-Leben.

Der Garten beginnt zu flüstern. Keine Worte. Nur Leben.

Ein Vogel ruft. Macbeth hört ihn nicht.

Fin.